Verteilungsbericht 29.01.2022

DOES LOVE MAKE THE WORLD GO ROUND?

Diese Frage würde wohl spontan mit „Nein“ beantwortet werden. Zu wenig von allem Positiven, wie Toleranz, Rücksichtnahme, Solidarität, Zuwendung, etc. und eben Liebe, bestimmen unser aller Leben. Wer zu schwach ist, für den „Überlebenskampf“, der fällt eben. Punkt. Und „darf“ liegen bleiben. Punkt. Das Zeitalter der Narzissten, die sich häufig in Leitungsfunktionen befinden – sind ja echte „Kämpfer“ und „Bestimmer“, sind verliebt in die „Macht“ – hat gerade erst begonnen…und schon haben die von denen gelernt, die „nur“ an eher kleinen Schalthebeln sitzen und gehen dabei zuweilen sogar „über Leichen.

Eine Sachbearbeiterin in einer Notunterkunft in Hamburg, zum Beispiel:
Im Rahmen des Winternotprogramms ist ein Paar dort untergebracht. Wir nennen sie einfach „Nadine“ und „Mike“. Sie sind wohnungslos, aber ausgelöst durch ihre LIEBE, schaffen sie es in kleinen Schritten, gemeinsam den Weg zurück in ein „normales“ Leben einzuschlagen. Sie stellen Anträge, suchen und finden eine Wohnung (Bezug wäre morgen gewesen!) und freuen sich sehr auf ihr 1. gemeinsames Kind, dass Ende Juni/Anfang Juli auf die Welt kommen soll. Nadine ist „trocken“, seit sie weiß, dass sie schwanger ist. Aber der Entzug macht sie labil und deshalb braucht sie die Sicherheit, die Mike ihr gibt, immer in ihrer Nähe. Genau das ordnet auch der hinzugezogene Arzt an: Nadine darf auf keinen Fall von Mike getrennt werden. Die Beiden fühlen sich sicher, denn der Arzt hat diesen Fakt auch in der Akte der Beiden in der Unterkunft vermerkt. An diesem Punkt nun, setzt „unsere“ Sachbearbeiterin mit ihrer punktuell wirksamen „Machtposition“ ein: Sie veranlasst, dass Nadine, „Hals über Kopf“, in eine andere Einrichtung verlegt wird und Mike darf nicht zu ihr, da sich beide zuvor in Quarantäne befunden hatten, obwohl sie selbst täglich negativ getestet wurden, sich also nicht bei anderen Bewohnern der Einrichtung angesteckt hatten. Nadine hat die Trennung einfach nicht ausgehalten, aufgrund der besonderen Situation und ihres äußerst labilen Zustandes. Sie hat sich das Leben genommen und niemand hat sie rechtzeitig gefunden.
Gegen die „erfahrene“ Sachbearbeiterin, wird nun ermittelt. Das wird einen Verweis geben und dann „weiter so“! Alles andere wäre eine Überraschung! Gestern war Mike bei unserer Verteilung. Er ist am Boden zerstört. Natürlich. Wenigstens hat er nach drei Tagen wieder etwas gegessen und war in der Lage zu reden, uns von diesem „Wahnsinn“ zu erzählen. Eine so liebenswerte, ältere Dame, die seit Jahren jeden Samstag zu Gast bei uns ist, kommentierte das so: „Das ist Doppelmord!“
Ich wünschte, es wäre die Liebe, die unser aller Dasein bestimmt. Sie ist es nicht. Sie kann nur zeitweilig trösten, die, die stetig mit ihrem Überlebenskampf „beschäftigt“ sind!
Wir sind alle tief erschüttert. Nur eine Feststellung versöhnte uns gestern ein bisschen: In unserem Team gibt es keine Narzissten. Die fühlen sich bei uns nicht wohl, weil sie nicht „zum Zug“ kommen! Wie nur, kann man diese Welt heilen?
Jule für Schau‘ nicht weg e.V.
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